Am Ende des vergangenen Jahres hatten wir ja alle gehofft, dass das Jahr 2020 mit seinen ganzen Einschränkungen und Auswirkungen durch Corona einzigartig bleibt und sich im Laufe des Jahres 2021 alles wieder normalisieren würde. Viele Musiker hatten ihre für 2020 geplanten Konzerte zunächst ins Frühjahr und in den Sommer 2021 verschoben.
Einige wenige Musiker konnten dann immerhin im Spät-Sommer und Herbst ihre Konzerte nachholen. Das blieb dann aber doch eher eine Ausnahme.
Zu den gefeierten Stars auf großer Bühne gehörten unzweifelhaft die BLACK PUMAS. Wobei sie mich persönlich noch mehr bei ihrem Konzert im Herbst 2019 im Frannz Club beeindruckten. Das Konzert war einfach durch seine unmittelbare Nähe noch viel intensiver als das in der großen Verti Music Hall.
Am meisten beeindruckt haben mich in diesem merkwürdigen Jahr die Auftritte von zwei Sängerinnen, die mir noch ein Jahr zuvor gar nichts sagten: Charlotte OC und Ana Moura auf der kleinen Bühne des Flux Baus.
Wobei das von Ana Moura gar kein richtiges Konzert war, sondern vielmehr ein Showcase für geladene Gäste anlässlich ihres Konzertes in der Philharmonie und der geplanten Veröffentlichung ihres neuen Albums (das jedoch erneut verschoben wurde). Ana Moura – Tolle Sängerin mit einer unglaublichen Präsenz und phantastischen Stimme. Hoffentlich dann im kommenden Jahr mit dem neuen Album wieder live zu erleben.
Bei Charlotte OC war es dann immerhin das Record-Release-Konzert zum Album „Here Comes Trouble“. Wobei ich sie auch live viel besser finde, als auf dem Album. Ihre Stimme in Kombination mit der minimalen musikalischen Begleitung entwickelt viel mehr Power. Dazu kommt eben auch ihre Persönlichkeit. Die Frau ist einfach ein Vulkan, wenn auch ein fragiler und sehr zerbrechlicher. Von ihrer Persönlichkeit her erinnert sie in vielem an Amy Winehouse. Leider, möchte man fast sagen und hofft dabei doch, dass man sich irrt…
Mit den Verschiebungen der Konzerte ging auch oft die Verschiebung neuer Songs und Alben einher.
Eine der Musikerinnen, auf deren Album man lange warten musste, war die britische Soulsängerin Celeste. Ursprünglich sollte ihr Debüt schon im Frühjahr 2020 erscheinen. Dann wurde daraus Herbst 2020. Anfang diesen Jahres war es nun endlich soweit. Hierzulande schaffte „Not Your Muse“ den Einzug in die Top10, in ihrer Heimat stürmte das Album sogar direkt an die Spitze der Hitparade. Kein Wunder, enthält es doch auch ihren Top-Hit „Stop This Flame“, der seitdem ständig irgendwo im Radio oder Fernsehen zu hören ist. Ausserdem wurde sie schon vor Veröffentlichung in ihrer Heimat als kommender Star gefeiert, erhielt den „BRIT-Award“ in der Kategorie Rising Star und den „BBC Voice of 2020“-Award.
Weitere Neuentdeckungen waren für mich die amerikanische Blues-Rock-Band The Georgia Thunderbolts, der britische Singer-Songwriter Tom Grennan (in England Nr.1-Album und mehrere Top10-Hits), die deutsche Liedermacherin Sarah Lesch und der in Norwegen lebende Amerikaner Adam Douglas. Nicht zu vergessen Alli Neumann, die nicht nur als Sängerin, sondern auch als Schauspielerin auf sich aufmerksam machte.
Was bleibt sonst noch hängen von diesem besonderen Musik-Jahr 2021?
Natürlich das „Comeback des Jahres“ von ABBA. Wobei es ja eigentlich nur ein Album mit 2 neuen und vielen recycelten Songs ist. Live wird man sie auch nicht wiedersehen, sondern nur ihre „Avatare“. Aber sie haben es immerhin geschafft, die Liste der erfolgreichsten Alben des Jahres anzuführen. Immerhin vor Helene Fischer.
Meine Nummer Eins ist allerdings DION. Sein Album finde ich sogar noch besser als das aus dem Vorjahr. Mit einer Gäste-Liste, nach der sich jeder Musiker die Finger lecken würde. Für Blues- und Rockfans ein absolutes Muss.
Das genaue Gegenteil haben in diesem Jahr DEEP PURPLE geschafft. Okay, man kann auch mal ein Album mit Coversongs machen. Aber wenn einem dann nichts Neues dazu einfällt, wenn man die Songs nicht weiterentwickelt und man im Gegenteil den Songs auch noch ihren Schwung, die Kraft, den Spirit nimmt, dann sollte man das vielleicht doch lieber sein lassen.
Meine Alben des Jahres 2021 sind:
Platz 1: DION: „Stomping Around“
Platz 2: Celeste: „Not Your Muse“
Platz 3: The Georgia Thunderbolts: „Can I Get A Witness“
Platz 4:: Carousel: „Cinq“
Platz 5: Tom Grennan: „Evering Road“
Auf den weiteren Plätzen folgen:
Adam Douglas: „Better Angels“, Ina Regen: „Rot“, Jason Aldean: „Macon“, Logan Mize: „Still That Kid“, Riopy: „Bliss“, Sarah Lesch: „Triggerwarnung“
Retrospektive:
Klaus Doldinger: „The First 50 Years Of Passport“
Soundtrack:
„Almost Famous“ – 2CD-Deluxe-Edition
Flop des Jahres:
Deep Purple: „Turning To Crime“
Entdeckungen des Jahres:
Alli Neumann: „Madonna Whore Komplex“
Charlotte OC: „Here Comes Trouble“
© Christian Behring im Dezember 2021