19. April 2024
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Pippo Pollina veröffentlicht geheime Lieder

Am 7. Januar 2021 erschien das neue Album von Pippo Pollina. „Canzoni segrete“ (dt.:  „Geheime Lieder“) hat er das Album genannt, das er gemeinsam mit Martin Kälberer produzierte. 13 der 14 Lieder hat er 2019 – 2020 in Zürich geschrieben, wo Pippo Pollina seit Jahren lebt. Allein „Léo“ entstand bereits 1994 als Adaption der originalen Verse von Georges Moustaki. Ab Ende Februar 2022 will Pippo Pollina seine Lieder auch live präsentieren. Seine ausgedehnte Tour, die in Lugano startet, führt ihn im Sommer auch nach Berlin. Am 8. Juli 2022 steht er auf der Bühne des UFA-Fabrik-Festivals.

Pippo Pollina Canzoni segrete, album cover

Seit mehr als 30 Jahren bringt der italienischer Cantautore (dt: Liedermacher) Giuseppe „Pippo“ Pollina seine Lieder unters Volk. Und das recht beständig und erfolgreich. Alle 2 – 3 Jahre veröffentlicht er neue Alben. Mal als Solo-Künstler, mal im Duo oder auch als Trio. So erschien zuletzt 2019 gemeinsam mit Werner Schmidbauer und Martin Kälberer das Album „Süden II“. Das Album schaffte es in die Top20 der Charts, die anschließende Tour nahezu ausverkauft.

Begonnen hat alles in seiner sizilianischen Heimat.

Eigentlich nur als Hobby. Pollina studierte Rechtswissenschaften und wollte Journalist werden. Er war politisch aktiv und wollte etwas mit dazu beitragen im Kampf gegen die Mafia. Es war damals auch die Hoch-Zeit des politischen Liedes. So schloss er sich der Gruppe Agricantus an, die es sogar bis in die DDR schaffte. Mitte der 80er Jahre trennten sich aber ihre Wege. Pollina nahm sich eine Auszeit und zog als Straßenmusiker durch Europa. In der Schweiz lernte er Linard Bardill kennen, der ihn mit auf seine Tournee nahm und auch ein paar Songs mit ihm einspielte. Zu einem weiteren Förderer wurde Konstantin Wecker Anfang der 90er Jahre. Sie schrieben gemeinsam Lieder und Pollina konnte seinen eigenen Songs auf der gemeinsamen Tour erstmals dem deutschen Publikum vorstellen. Inzwischen ist es so, dass Pollina mehr Konzerte in Deutschland gibt als in seiner italienischen Heimat.

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Seit vielen Jahren schon ist der Italiener in der Schweiz zu Hause, hat mehr als 20 Alben veröffentlicht und Musik gemeinsam mit vielen anderen Künstlern gemacht.

Zu seinen Partnern gehören u.a. unter anderem Georges Moustaki, Inti-Illimani, Franco Battiato, Charlie Mariano, Linard Bardill, Patent Ochsner und Schmidbauer/Kälberer. Seine musikalischen Gene haben auch seine beiden Kinder von ihm geerbt. Seine Tochter Madlaina Pollina ist Teil des Duos Steiner & Madlaina,  sein Sohn Julian Pollina ist bekannt unter dem Künstlernamen Faber.

So kann es inzwischen passieren, dass Pippo Pollina nicht als Künstler, sondern als Vater von Madlaina oder Faber vorgestellt wird.

„Die Kinder sind in einem musikalischen Haus aufgewachsen und sie haben längst ihren Stil entwickelt“, meint der Musiker mit Stolz in der Stimme. „Solche Fragen sind wichtig, das Individuelle und Erlebnisse, die tief gehen und dich motivieren, immer wieder neue Zeichen deines Lebens auszudrücken. Mir jedenfalls geht es so. Es muss etwas passieren, ein Impuls von innen oder außen kommen.“ Und sei es nur das Älterwerden, seien es die Kinder, die aus dem Haus gehen, die Abschiede oder auch Möglichkeiten, die sich eröffnen, wenn das Leben die nächste Runde dreht. Alle diese Erfahrungen haben ihn dazu angeregt, diese „Canzoni segrete“ zu schreiben. Lieder, die Stimmungen in Verse und Melodien packen, die einen Poeten beim Sinnieren und Reflektieren inspirieren. Diese Klarheit und Präsenz der Wahrnehmung hat Pippo Pollina über Jahrzehnte hinweg geprägt.

Impulse also von vielen Seiten, von Freunden und Kontrahenten, vor allem vom Leben selbst:

„Ich bin in diesem Jahr 58 Jahre alt geworden und in einer Phase, wo sich einiges ändert. Die ersten Freunde verabschieden sich, ebenso die Eltern, man fängt an, nicht Bilanz zu ziehen, aber andere Fragen wahrzunehmen, die sich stellen. Die Haare werden grau, die Kinder sind ausgezogen, Perspektiven ändern sich. Sich neu finden bedeutet aber zunächst, sich von dem Leben zu verabschieden, das man bisher geführt hat. Erst Frieden finden, dann sich mit neuen Erfahrungen und Zielen konfrontieren. Und das werden nicht die gleichen sein, wie mit 30 Jahren. Für viele Menschen bedeutet diese Zeit neue Beziehungen, vielleicht eine neue Familie, ein Modell, das vor allem Männer gerne anwenden. Sie kennen oft nichts anderes und haben Schwierigkeiten zu interpretieren, was ein Mensch in unserem Alter für Aufgaben haben kann. Es sind eben nicht die gleichen wie vorher.“

 Auch nach mehr als 30 Jahren beschäftigen ihn Themen wie die Kraft der Musik, Folgen des Wohlstands, Träume, Hoffnungen und Enttäuschungen.

Es sind aber auch neue Themen dazu gekommen wie die Corona-Pandemie: „Denn ich bin … mir bewusst, dass ich in meinem Alter neue Dinge und Herausforderungen entdecken muss. Es ist eine seltsame Phase, nicht mehr ganz jung, aber auch noch nicht alt. Dann auch noch Corona, eine Zeit, in der alles ausgebremst wurde. Ich habe sie genützt, einen Roman geschrieben und in aller Ruhe das Album fertiggestellt. Die Lieder sind daher auch der musikalische Ausdruck dieser Zweifel, mit denen ich mich beschäftige.“

 Herausgekommen ist dabei ein rundum stimmiges Album. 14 Titel, die Spaß machen, sie immer wieder anzuhören.

Pippo Pollina – Canzoni segrete

Veröffentlichung: 07.01.2022

Jazzhaus Records

 

Pippo Pollina – „Canzoni segrete“ TOUR 2022

08.07. DE – Berlin, Ufa Fabrik Festival

 

Quelle: Jazzhaus Records / Lena Semmelroggen (Fotos)

© Christian Behring, 2021