Seit Freitag, 27. Januar 2023 ist es draussen, das neue Album einer der ungewöhnlichsten und unangepasstesten Sängerinnen, Elle King.
Ihren Durchbruch schaffte sie 2015 mit ihrer Single „My „Ex’s & Oh’s“ und dem dazugehörigen Album„Love Stuff“.
Vor allem das Video dazu sorgte für reichlich Aufsehen. Inzwischen wurde es mehr als 175 Millionen Mal angesehen. In den USA und Deutschland kam der Song bis auf Platz 10 der Hitparade. Mit 5 x Platin und 2 x Gold ist es ihre erfolgreichste Produktion.
Mit ihrem zweiten Album „Shake The Spirit“ veröffentlichte sie 2018 die Leadsingle „Shame“ und landete damit ihren vierten Nummer-1-Hit im Radio.
Vor der Veröffentlichung ihrer Single „Drunk (And I Don’t Wanna Go Home)“ 2021 brachte Elle King im Sommer 2020 ihre neueste EP „Elle King: In Isolation“ heraus – eine Sammlung von roughen Demo-Songs, die sie akustisch aufgenommen hat, während sie zu Hause in Quarantäne war.
„Drunk (And I Don’t Wanna Go Home)“, das Duett mit Miranda Lambert, war 2021 die erste Vorab-Veröffentlichung des jetzt erschienenen 3. Albums von Elle King, „Come Get Your Wife“.
Der mit Platin ausgezeichnete Hit erreichte Platz 1 sowohl in den Billboard Country Airplay als auch in den Mediabase /Country Aircheck-Charts. Eine Nummer 1, die einen ganz besonderen Moment markiert, ist es doch die erste Kollaboration zwischen zwei Frauen, die die Spitzenposition in den Billboard Country Airplay Charts erreichte, seit Reba McEntire und Linda Davis‘ „Does He Love Me“ aus dem Jahr.
Der Track wurde übrigens dieses Jahr bei den 57. ACM Awards mit dem „Video of the Year“-Award ausgezeichnet. Der Titel machte King zur ersten weiblichen Künstlerin in der Geschichte, die vier Nummer-1-Singles in verschiedenen Radioformaten wie Adult Pop Songs, Adult Alternative Songs, Alternative Songs und Country Airplay Charts erreichte.
Ein weiteres Duett, das sich auf dem Album befindet, ist „Worth A Shot“ mit Dierks Bentley. Mit dem Country-Star (12 Nummer-1-Hits) sang sie bereits 2016 „Different For Girls“ ein. Der Song schaffte es immerhin bis auf Platz 3 der Country-Charts und erreichte Platin-Status. Kein Wunder also, dass sie sich für das Album erneut zusammentaten. Und das Video dazu entspricht auch genau dem Humor, den man von Elle King kennt.
Sie selbst sagt dazu:
„Es war Dierks, der die Gelegenheit ergriffen hatte und mich in die Country-Welt mitnahm. Und so konnte ich mein eigenes Country-Album, das mein absolutes Lieblingsalbum ist, natürlich nicht ohne die Person machen, die mir überhaupt erst einen Platz an diesem Tisch angeboten hatte,“ erzählt King. „Um ehrlich zu sein, ist es eigentlich ganz egal, was wir tun – Dierks und ich haben einfach Spaß, wenn wir zusammenarbeiten – vor allem beim Singen und gemeinsamen Performen von großartigen Songs. In diesem Song geht es darum, an den Anfang von etwas zurückzukehren, und so war es nur richtig, dass wir dorthin zurückgehen, wo für mich alles begann.“
Wenn man zum ersten Mal in das neue Album rein hört, fällt zunächst auf, dass das Raue, Ungezügelte, das noch ihr erstes Album zum Großteil ausmachte, weitestgehend verschwunden ist.
Sowohl stimmlich als auch musikalisch wirkt „Come Get Your Wife“ doch eher glattpoliert. Blues- und Rock-Einflüsse findet man eher weniger auf dem aktuellen Album. Dafür umso mehr Country-, Bluegrass- und Pop-Einflüsse. Zu hören sind auch jede Menge Akkordeon, Dobro, Akustik- und Steel-Gitarre, Banjo, Mandoline, Geigen und andere Streichinstrumente. Alles eben das typische Instrumentarium für Country-Music. Auch ihr Album-Co-Produzent kommt aus dem Bereich Country: Ross Copperman sammelte bisher jede Menge Preise und Charterfolge mit dem Songwriting und der Produktion für Brett Eldridge, Keith Urban, Darius Rucker und eben Dierks Bentley. Womit sich der Kreis dann wieder schließt.
Erst zum Ende des Albums mit den Titeln „Blacked Out“ und „Out Yonder“ läßt Elle King dann doch noch einmal die Sau raus. „Blacked Out“ hat sie auch genauso wie „Drunk (And I Don`t Wanna Go Home)“ zusammen mit Martin Johnson geschrieben. Er sammelte nicht nur Erfolge mit seiner Band BOYS LIKE GIRLS, sondern arbeitete mit Künstlern wie Avril Lavigne, Olly Murs, Jason Derulo, Flo Rid und Kygo zusammen. Und er schrieb mit Elle King bereits 2015 „America`s Sweetheart“.
Mit „Love Go By“ gibt`s zum Schluß noch was fürs Herz, bevor nach 11 Songs und 40 Minuten alles vorbei ist.
Jetzt wäre es natürlich interessant, inwieweit sie den neuen, countryeskeren Sound auch genau so live umsetzt? Oder ob man bei den Konzerten die „alte“ Elle King zu sehen und zu hören bekommt, so wie sie 2016 auch auf der Bühne des Berliner Lido stand: wild, frech, witzig, flippig, rau, ungezügelt, punkig? Aber da müssen wir uns hierzulande wohl noch gedulden. Bisher finden sich auf ihrer Webseite leider nur Termine für Nordamerika.
ELLE KING – „COME GET YOUR WIFE“
Label: RCA / SONY MUSIC
VÖ: 27.01.2023
Anspieltipp: Drunk / Worth A Shot / Blacked Out / Out Yonder
Copyright Foto / Quelle: Corey Bost / SONY Music