19. April 2024
Faber, alias Justin Pollina, Portrait

SEI EIN FABER IM WIND – Ein bemerkenswertes Debüt

Am vergangenen Freitag, 7. Juli 2017, veröffentlichte der Schweizer Musiker FABER sein Debüt-Album. Die Musikpresse bedachte sein Album „Sei ein Faber im Wind“ mit reichlich Vorschusslorbeeren. Von Fans und Feuilletonisten wurde es sehnsüchtig erwartet.

Die Musik wurde dem 23-jährigen Musiker praktisch in die Wiege gelegt. FABER heißt eigentlich Julian Pollina und ist italienischer Abstammung. Sein Vater ist der aus Palermo stammende Liedermacher Pippo Pollina. Dieser verließ  irgendwann seine Heimat und ließ sich in der Schweiz nieder. So wuchs Faber in Zürich auf. Mit 12 Jahren schloss er sich erstmals einer Schüler-Band an. Er gibt Konzerte und schreibt mit 15 seine ersten eigenen Songs. Von da an steht es für ihn fest, dass kein anderer Beruf in Frage kommt: „Nach der Schule war klar: Es gibt keinen Plan B, ich muss einfach nur genau das hier machen, nichts Anderes.“

Bekanntlich ist Zürich keine Stadt, in der man ohne Geld überleben kann. Also besinnt er sich auf seine italienischen Wurzeln und tritt in italienischen Restaurants auf. Italo-Schlager sind sein Rezept. „Es gibt haufenweise italienische Restaurants, und alle wollen das originale Flair vermitteln. Man bekommt etwas zu essen, die Leute sind nett, es ist eine gute Schule.“

Das hätte ewig so weitergehen können, aber Faber will sich weiterentwickeln. Deshalb schreibt er nebenher an seinen eigenen Songs. Nach dem Besuch eines  Konzerts von Sophie Hunger spricht er sie einfach an und spielt ihr seine Musik vor. Der Lohn dafür: sie nimmt ihn auf eine Deutschland-Tournee mit. „Auf dieser Tour habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass es in Deutschland Leute gibt, die sich für Musik mit deutschen Texten interessieren.“

sei_ein_faber_im_wind, album-cover

 

Sophie Hunger darf man zweifellos zu seiner größten Förderin zählen:  Nachdem er seine erste EP noch über Crowdfunding finanziert hatte, erscheint die Zweite auf dem Label der Schweizer Musikerin. Seine Popularität steigt weiter. Die selbst erst vor Kurzem groß raus gekommenen AnnenMayKantereit laden ihn ein, sie auf ihrer Tour zu begleiten. Ein Major-Label wird auf ihn aufmerksam. Faber bekommt das Angebot für ein Album. Der Berliner Produzent Tim Tautorat wird ihm an die Seite gestellt. Wie sich herausstellt, für Faber der ideale Partner: „Wir haben im Prinzip alles so gemacht, wie ich es machen wollte.“

Die Quellen, aus der sich Fabers Musik speist, sind sowohl die sizilianischen Volkslieder, mit denen er groß geworden ist, als auch Polka, französische Chansons, amerikanischer Folk und die deutsche Liedermacherszene der 70er Jahre. Dem trägt auch die Wahl der Instrumente Rechnung: Gitarre, Mandoline und Piano treffen einerseits auf Kontrabass, Geige und Cello sowie Posaune, Trompete und Querflöte andererseits. Dazu diese ungewöhnliche Stimme: eine Mischung aus Jaques Brel, Georg Danzer und Leonard Cohen.

Was ihn heraushebt gegenüber anderen gleichaltrigen Musikern und ihn so besonders macht, sind seine Texte. Faber versucht sich nicht anzubiedern. Kein Geschwätz, keine Kalenderblatt-Weisheiten, keine heile Schlager-Welt. Ganz im Gegenteil. Allein schon die Titel der Songs deuten an, worum es ihm geht: „Wem Du’s heute kannst besorgen“, „Bleib Dir nicht treu“ oder „In Paris brennen Autos“. Faber greift die Spießigkeit und Heuchelei genauso an wie Kinderporno-Produzenten, Neo-Nazis und Rassisten. Dabei neigt Faber auch gern einmal zu Sarkasmus, doppelbödiger Ironie oder Subtilität: „Du rebellierst, Du bist dagegen/ Immer wenn’s zur Stimmung passt“ (Es könnte schöner sein), „Die Einen ertrinken im Überfluss / Die anderen im Meer“ (In Paris brennen Autos), „Du bist zwar nicht schlauer als ein Schaf aber scharf“(Wem Du’s heute kannst besorgen). Deshalb kann man Faber nur zustimmen: „Es ist so schön, dass es mich gibt“ und allen zurufen „SEI EIN FABER IM WIND“!

Hier könnt ihr Euch ein Bild machen von Faber:

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https://youtu.be/YTDSZm9QAOQ

Übrigens, Faber ist den ganzen Sommer über auf zahlreichen Festivals zu erleben (u.a. DEUTSCH-POETEN in Berlin) bevor er ab Oktober auf große Tour geht.

Quelle: FABER / VERTIGO / Capitol / UNIVERSAL Music

© RCR Christian Behring, Juli 2017