19. April 2024

Das waren meine Hits des Jahres und die Alben 2017

Welche Hits bleiben hängen aus diesem Jahr? Die Alben 2017 sind…? Welche Alben waren eher enttäuschend?

Bei den Hits fällt es fast noch am Einfachsten:

„Shape Of You“ von Ed Sheeran war der erste große Hit im Jahr 2017. Bis der neue Latin-Star Luis Fonsi aus dem Nichts auftauchte und mit „Despacito“ einen Rekord nach dem Anderen knackte. Ende des Sommers folgte PINK mit ihrem Comeback-Hit „What About Us“ und zum Jahresende schließt sich der Kreis wieder mit Ed Sheeran und „Perfect“. Überrachungs-Hits gelangen einigen Newcomern wie beispielsweise Clean Bandit mit „Rockaby“, den Isländern von KALEO mit „Way Down We Go“, den amerikanischen Bluesrockern von Welshly Arms mit „Legendary“ oder auch der Frankfurter Sängerin Alice Merton mit ihrer Debüt-EP „No Roots“. Das war sicherlich einer der erstaunlichsten Erfolge: ohne großes Major-Label, ohne große Werbe-Kampagne hielt sich ihr Hit monatelang in den Top 10!

Zu meinen Favoriten gehören für das Jahr 2017 auch noch dazu:

„Amsterdam“ von der SONDASCHULE (ein toller Party-Hit), genauso wie „Bungalow“ von Bilderbuch oder WANDAs „Columbo“ (immerhin in Österreich auf Platz 1), die allesamt aber nicht über Achtungserfolge oder die Radio-Charts hinausgekommen sind. Auch die ORISHAS haben passend zu ihrer Comeback-Tour mit „Sastre De Tu Amor“ einen veritablen Sommerhit veröffentlicht, aber bei uns ist der leider nie angekommen. Gentleman hat auf seinem Best-Of-Album mit „Overload“ ebenfalls einen neuen Titel veröffentlicht, der Hit-Potenzial hatte, zumal der Star unter den Gast-Sängern daran beteiligt ist: Sean Paul. Aber im August war das einfach zu spät und dann bei dem Sommer…

Bei den Alben fällt es schon schwerer, eine genaue Top-Ten-Liste zu erstellen. Beeindruckt haben mich im Gegensatz zu 2016 nicht die erwartbaren bekannten Stars und Hitgaranten wie Ed Sheeran, PINK, Madonna, EMINEM oder U2. Einige wie Mary J. Blidge, Luis Fonsi, Pitbull sind bei mir regelrecht durchgefallen.

Positiv überrascht haben 2017 einige Newcomer und Rückkehrer, die man fast nicht mehr auf der Rechnung hatte.

Dies sind nun meine Alben 2017:

Platz 1: Mia Aegerter – Nichts für Feiglinge

Ein Album, das leider weitgehend an der Öffentlichkeit vorbei ging. Selbs produziert und finanziert über eine Pledge-Kampagne ohne Plattenfirma und nur mit geringem Werbe-Budget blieb es auch von den Radio-Sendern unentdeckt. Musik und Texte eignen sich nicht unbedingt fürs Tagesprogramm der einschlägigen Sender.

Mia Aegerter, Album_Cover, Nichts für Feiglinge

Platz 2: Alexa Feser – Zwischen den Sekunden

Die vielleicht meistunterschätzte Blondine in der deutschen Musiklandschaft. Welche Kraft ihre Lieder haben, merkt man vor allem bei den fünf Akustik-Versionen am Ende des Albums. Genauso bemerkenswert aber auch die Texte. Leider ist das Cover völlig daneben, aber wie man in der Doku (lief im MDR zur Veröffentlichung) erfahren konnte, war dafür allein das Label verantwortlich.

alexa feser, zwischen-den-sekunden, album-cover

Platz 3: ALINA – Die Einzige

Die deutsche ADELE – so der Werbetext, weil sie eine ähnlich große Stimme hat und  genauso füllig ist. Ansonsten ziemlicher Quatsch. Werdegang und musikalische Ausrichtung gehen doch auseinander. Aber, wer weiß…vielleicht schafft sie ja doch genauso, Karriere zu machen.

Alina, Die Einzige, Album-Cover

Platz 4: Paloma Faith – The Architect

Mit ihrem neuen Meisterwerk schafft die britische Ausnahme-Sängerin zum ersten Mal den Sprung direkt auf Platz 1 der britischen Charts. Die „beste britische Sängerin“ aus dem Jahr 2015 scheint auf dem (vorläufigen) Höhepunkt ihrer Karriere angelangt zu sein. Ihr ist wieder ein musikalisch vielfältiges Album gelungen: funkig, groovig, hipp, soulig, mitreißend, bombastisch. Es gibt fast nichts, was man nicht auf „The Architect“ findet.

paloma faith, the architect, album-cover

Platz 5: KALEO – A/B

Das Debüt der isländischen Indie-Folk-Blues-Rock-Band zeigt uns die zwei Seiten der Band. Die A-Seite ist gefüllt mit rauem Blues-Rock, die B-Seite beinhaltet fast sanften Country-Folk-Rock. Der Erfolg beförderte KALEO aus den kleinsten Clubs in die mittelgroßen Hallen wie das Berliner Tempodrom.

Platz 6: Dan Auerbach

Der Mastermind der Black Keys auf Solo-Pfaden. Schönes Gute-Laune-Album, zeitlos, einfach Klasse.

Platz 7: The War On Drugs – A Deeper Understanding

Die Meister der langen Rille bleiben sich treu: bis auf einen Song mindestens 5 Minuten Länge. Westcoast-Rock mit einer Priese Indie-Rock, Blues und Americana oder umgekehrt, ist eigentlich egal. Auf jeden Fall Musik zum Cabrio fahren und dahingleiten, nicht zum rasen.

Platz 8: RATIONALE

DAS Debüt aus England: verspielt-luftig-leichte Synthie-Klänge treffen auf harte, kraftvolle Bässe. Über allem schwebt eine an Motown-Sounds geschulte Soul-Stimme. Zu seinen Fans gehören Elton John und Justin Timberlake. Seine Songs werden bereits gespielt von Ellie Goulding und Katy Perry.

Platz 9: Robert Plant – Carry Fire

Um dieses neu Werk zu mögen, sollte man die Vorgänger-Alben zumindest kennen. Wer nur die alten Led Zeppelin-Sachen kennt, wird es etwas schwer haben. Mit jedem Album hat sich Robert Plant von den alten Songs ein Stück mehr entfernt, weiterentwickelt könnte man auch sagen. Großartig, aber nur schwer einzuordnen in eine bestimmte musikalische Stilrichtung.

Platz 10 ex-aequo: ELIF – Doppelleben

Drei Jahre sind vergangen seit ihrem Erfolg mit „Unter meiner Haut“. Dazwischen liegen Familienkonflikte, Liebeskummer und eine Schreibblockade, die sie aber mit Hilfe guter Freunde überwand und im Album verarbeitete. Herausgekommen sind viele melancholische Leider, aber auch ein paar optimistische.

…und: Fayzen – Gerne Allein

Viele Parallelen zum Album von Elif finden sich hier, was aber auch kein großes Wunder ist, sind die Beiden doch beste Freunde und schreiben auch gemeinsam Songs. Elif ist auch als Gast-Sängerin mit an Bord.

Platz 12 – 20

teilen sich gleichrangig: CARROUSEL – Filigrane / Faber – Sei ein Faber im Wind / Jake Isaac – Our Lives / Johnnyswim – Georgica Pond / Max Raabe – Der perfekte Moment / Philipp Dittberner – Jede Nacht / Sam Smith – The Thrill Of It All / The Killers – Wonderful Wonderful / WANDA – Niente

Einige Musiker, die es nicht direkt in meine TOP 20 der Alben 2017 geschafft haben, sind:

Comeback des Jahres: Lindsay Buckingham & Christine McVie

Live-CD: Fury In The Slaughterhouse – Little Big World

Live-DVD: The Kelly Family – We Got Love – Live

Weihnachtsalbum: Tom Chaplin – Twelve Tales Of Christmas

Soundtrack des Jahres: Baby Driver

Couple Of The Year: Carrousel

Zu jedem dieser Alben findet ihr auch eine Extra-Rezension . Einfach nur nach dem Interpreten suchen. Mit Mia Aegerter und Elif gibt es auch noch Interviews zum ansehen.

© Christian Behring im Dezember 2017