Irm Hermann – Sie war ein Star des Neuen Deutschen Films, vor allem der Filme von Rainer Werner Fassbinder. Jetzt ist sie tot. Am 26. Mai 2020 starb sie mit 77 Jahren nach kurzer Krankheit.
Ende der 60-er Jahre lernte sie Fassbinder bei einem Drama-Wettbewerb in München kennen. Bis 1975 stand sie mehr als zwanzig Mal vor seiner Kamera. Neben Hanna Schygulla und anderen gehörte sie zu seinem engsten Kreis. 1970 und 1972 gab es sogar das Filmband in Gold (Darstellerin – mit dem übrigen Ensemble des Antiteaters) für Götter der Pest, Katzelmacher und Liebe ist kälter als der Tod, Der Händler der vier Jahreszeiten. 1983 dann noch einmal für Fünf letzte Tage (Regie: Percy Adlon). Im Jahr 2000 bekam sie den Silberner Bär der Berlinale für besondere künstlerische Leistung als Mitglied des Darstellerensembles von Paradiso. Damit gehört sie zu den erfolgreichsten deutschen Schauspielerinnen. Und das alles ohne Schauspielausbildung!
Irm Hermann war sich aber auch nicht zu schade, in Unterhaltungsfilmen, Komödien oder Fernsehserien mitzuspielen. Unvergesslich ist auch ihre Oberschwester Ilse in dem RBB-Film „Krauses Kur“ (2009) neben Horst Krause und Tilo Prückner. oder in der Rolle als Götz Georges Schwester Waltraud Schmitt-Lombard in „Schokolade für den Chef“ (2008). Zuletzt konnte man sie gar in „Fack Ju Göhte 3“ im Kino sehen.
Daneben stand Irm Hermann aber auch immer wieder auf den Theaterbühnen. So konnte man sie in Berlin z.B. mehrfach an der Freien Volksbühne Berlin live erleben oder auch wiederholt auf der Bühne der Komischen Oper Berlin sehen. Damit aber noch nicht genug. Irm Hermann war auch eine vielbeschäftigte Hörspiel- und Hörbuchsprecherin. 2009 wurde sie mit dem Deutschen Hörbuchpreis als Sprecherin für Enigma Emmy Göring ausgezeichnet.
Mit ihr verliert nicht nur der deutsche Film eine der großen, besonderen Darstellerinnen.
© Christian Behring, 28.05.2020