Wohl kaum ein anderer Filmkomponist hat in den letzten 60 Jahren so große Spuren hinterlassen wie Ennio Morricone. Weltberühmt wurde er 1969 mit dem „Lied vom Tod“. Nach seiner Musik inszenierte Sergio Leone seinen Western „Spiel mir das Lied vom Tod“. Den Italo-Western schlechthin. Ein Film, der mehr wie eine italienische Oper als ein klassischer Western daherkommt. Am 6. Juli 2020 starb nun der Mann, der mit seinen Melodien ganz wesentlich zum Ruhm der Italo-Western beitrug, in seiner Heimatstadt Rom im Alter von 91 Jahren.
Für mehr als 500 Filme hat er die Musik geschrieben.
Nur etwa 30 davon waren Western. Und dennoch hat er genau diesem Genre seinen Ruhm zu verdanken. Wohl deshalb, weil eben diese Filme inzwischen zu Klassikern wurden. Natürlich auch wegen seiner Musik. Die Protagonisten wie Clint Eastwood wurden genauso berühmt wie die Filme und die Regisseure, allen voran Sergio Leone.
Die Lorbeeren erntete er allerdings erst ab den 80er Jahren. Ab da regnete es regelrecht Preise. Es gibt wohl keinen wichtigen Preis, den er nicht gewonnen hat. Einzig die „Goldene Himbeere“ blieb ihm verwehrt. Dafür wurde er nur dreimal nominiert.
Zu den Preisen, die er im Laufe der Jahre gewann, gehören u.a.:
- „Grammy“ (The Untouchables – 1987),
- „Oscar“ (Hateful Eight – 2016),
- „Golden Globe“ (Die Legende vom Ozeanpianisten – 2000, The Hateful Eight – 2016),
- „BAFTA-Award“ (6x, u.a. In der Glut des Südens – 1980),
- „David di Donatello“-Preis (7x, u.a. Brille mit Goldrand – 1988),
- „Europäischer Filmpreis“ (The Best Offer – 2013).
Dazu kommen zahlreiche Ehrungen für sein Lebenswerk. Noch in diesem Jahr erhielt den Prinzessin-von-Asturien-Preis in der Sparte Kunst (gemeinsam mit John Williams).
2013 kam Ennio Morricone gleich mehrmals nach Berlin:
Zum Einen im Februar gemeinsam mit dem Filmteam von The Best Offer zur Berlinale. Dort stellte er sich auch den Fragen der zahlreichen Journalisten auf der Pressekonferenz. Zum Zweiten im Dezember, um Werbung für die anstehenden Konzerte 2014 zu machen. Die ersten Konzerte überhaupt in Deutschland.
Hier noch eine kleine Auswahl der bekanntesten Filme mit Musik von Ennio Morricone:
- 1964: Für eine Handvoll Dollar (Per un pugno di Dollari)
- 1965: Für ein paar Dollar mehr (Per qualche Dollaro in più)
- 1966: Top Job (Ad ogni costo)
- 1968: Spiel mir das Lied vom Tod (C’era una volta il West)
- 1969: Das rote Zelt (Krasnaya palatka)
- 1969: Der Clan der Sizilianer (Le clan des Siciliens)
- 1970: Ein Fressen für die Geier (Two Mules for Sister Sara)
- 1971: Sacco und Vanzetti (Sacco e Vanzetti)
- 1971: Todesmelodie (Giù la testa)
- 1972: Das Attentat (L’attentat)
- 1973: Mein Name ist Nobody (Il mio nome è Nessuno)
- 1974: Trio Infernal (Le trio infernal)
- 1975: Angst über der Stadt (Peur sur la ville)
- 1975: Der Richter und sein Henker
- 1976: 1900 (Novecento)
- 1978: In der Glut des Südens (Days of heaven)
- 1978: Ein Käfig voller Narren (La cage aux folles)
- 1979: I wie Ikarus (I comme Icare)
- 1981: Eine Faust geht nach Westen (Occhio alla penna)
- 1981: Der Profi (Le professionel)
- 1983: Der Außenseiter (Le marginal)
- 1984: Es war einmal in Amerika (Once Upon a Time in America)
- 1986: Mission (The Mission)
- 1986–1995: Allein gegen die Mafia (La piovra)
- 1987: Brille mit Goldrand (Gli occhiali d’oro)
- 1987: The Untouchables – Die Unbestechlichen (The Untouchables)
- 1988: Cinema Paradiso (Nuovo cinema paradiso)
- 1988: Frantic
- 1989: Die Verdammten des Krieges (Casualties of War)
- 1990: Fessle mich! (¡Átame!)
- 1990: Im Vorhof zur Hölle (State of Grace)
- 1993: In the Line of Fire – Die zweite Chance (In the Line of Fire)
- 1994: Enthüllung (Disclosure)
- 1997: U-Turn – Kein Weg zurück (U-Turn)
- 1999: Die Legende vom Ozeanpianisten (La leggenda del pianista sull’Oceano)
- 2000: Der Zauber von Malèna (Malèna)
- 2002: Ripley’s Game (Il gioco di Ripley)
- 2012: Django Unchained
- 2013: The Best Offer – Das höchste Gebot (La migliore offerta)
- 2015: The Hateful Eight
© Christian Behring im Juli 2020