16. November 2024
Stairways To Heaven, "DIE PALAST-RUINE IN BERLIN MITTE", 2008-2009

Der Palast lebt – Ausstellung im Humboldtforum

„Der Palast lebt!“ so könnte die Ausstellung „HIN UND WEG – DER PALAST DER REPUBLIK IST GEGENWART“, die seit 17. Mai 2024 im Humboldtforum läuft, auch heißen.

Der Palast der Republik wurde vor 50 Jahren an dem Ort gebaut, an dem sich heute das Humboldt Forum befindet. Die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ beleuchtet die Entstehungsgeschichte des Palastes von den städtebaulichen Planungen über seine Nutzung bis hin zu Schlossplatzdebatte und Abriss.

Im Zentrum stehen Interviews aus dem Projekt Erinnerungsarbeit im Humboldt Forum mit sowohl prominenten wie bislang ungehörten Stimmen. Mit persönlichen Erinnerungen, besonderen Objekten und einem Blick auf politische und gesellschaftliche Entwicklungen wird die Geschichte des Palastes zur Gegenwart. Die Ausstellung ist Teil des Jahresschwerpunktes zum Palast der Republik der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss. Das Programm umfasst vielfältige Veranstaltungen, Führungen und Workshops, das Theaterspektakel Bau auf! Bau ab! von Ron Zimmering ab dem 17. Mai, eine künstlerische Virtual Reality sowie spezielle Thementage u.a. mit einem Theaterstück von und mit Corinna Harfouch.

30 Jahre lang prägte der Palast der Republik das Zentrum Berlins.

Er war von 1976 bis 1990 Sitz der Volkskammer und Ort der Repräsentation der DDR, aber auch eine Stätte der Alltagskultur mit modernem Design, Kunst, Theater und Diskothek, Restaurants und Cafés. Länger als in der DDR stand der Palast in der Bundesrepublik Deutschland. Ab 2006 erfolgte der durch den Bundestag beschlossene Abriss. Was für die einen die Befreiung von einem Repräsentationsbau des DDR-Unrechtsstaates war, empfanden andere als Auslöschung von Geschichte und Entwertung ostdeutscher Lebensleistung.

Heute befindet sich an dieser Stelle das Humboldt Forum. Der Palast ist jedoch in der Erinnerung vieler Menschen weiter präsent. Programm und Ausstellung laden dazu ein, sich mit den vielfältigen Erinnerungen an den Palast auseinanderzusetzen. Sie geht damit auch der Frage nach, warum der Palast der Republik abgerissen und an seiner Stelle das Humboldt Forum in der Anmutung des barocken Schlosses errichtet wurde – über der original erhaltenen Betonfundamentierung des Palastes.

Die Ausstellung wurde am Donnerstag, 16. Mai 2024 durch Kulturstaatsministerin Claudia Roth feierlich eröffnet.

Vom 17 Mai 2024 bis 16. Februar 2025 ist die Ausstellung für Jedermann zugänglich. Die Besucher können sich dabei nicht nur die Ausstellungsobjekte ansehen, es gibt auch viele Mitmachstationen.

Hartmut Dorgerloh, Generalintendant des Humboldt Forums:

„Der Palast der Republik ist in seiner Geschichte und Symbolik ein gesamtdeutsches Thema. Als Stiftung Humboldt Forum fühlen wir uns für ihn und das, was die Menschen mit ihm verbinden, in besonderer Weise verantwortlich. In der mehrjährigen Vorbereitung unseres Programmschwerpunktes haben wir in vielen Gesprächen erlebt, wie sehr die Erinnerungen an den Palast der Republik sowie die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen von 1989/90 ins Heute hineinwirken. Der Abriss des Palastes wurde zwar demokratisch entschieden, aber die Diskussion hierzu war damals sehr kontrovers – und der Abriss hat bei einigen Menschen auch Wunden gerissen. Unser Programm beschäftigt sich mit all den Themenaspekten und Emotionen, die mit dem Palast der Republik verbunden sind. Die unterschiedlichen, manchmal kontroversen Perspektiven von Zeitzeugen liefern wichtige Impulse für neue Sichtweisen und aktuelle Debatten, wie wir sie im Humboldt Forum führen wollen. Wir freuen uns über die Diskurse, die unsere Ausstellung auslöst.“

Zur Ausstellung:

Auf 1.300 Quadratmetern finden die Besucher etwa 300 Exponate zur Geschichte und Gegenwart des Palastes. Zu entdecken sind Objekte aus und zu dem Palast, Entwürfe, Modelle, Plakate und Fotografien, darunter Fragmente der Gläsernen Blume, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte oder das Rednerpult aus der Volkskammer. Die Exponate stammen zu einem großen Teil aus Privatsammlungen und sind so erstmals öffentlich zu sehen. Weitere 80 Objekte gehören zu den Sammlungsbeständen der Stiftung Humboldt Forum, die 2019 wesentliche Teile der Inneneinrichtung des Palastes von der Bundesanstalt für Immobilien (BImA) übernommen hatte.

Ausschnitte aus rund 50 Audio- und Videointerviews aus dem Projekt Erinnerungsarbeit im Humboldt Forum stehen im Zentrum der Ausstellung und zeigen die Perspektiven von Menschen, die im Palast gearbeitet haben, die ihn besucht oder auch bewusst gemieden haben.

Sabine Bergmann-Pohl, "Hin und weg", Humboldtforum, 15.05.2024
Sabine Bergmann-Pohl, letzte Volkskammerpräsidentin hier auf der Pressekonferenz zur Ausstellung, „Hin und weg“, Humboldtforum, 15.05.2024


Begleitend zu der Ausstellung erschien selbstverständlich auch eine Publikation

Die Publikation „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ positioniert den Palast in den gegenwärtigen gesamtdeutschen Fragen um Repräsentation, Vielstimmigkeit und Teilhabe. Das Buch behandelt Aspekte wie u.a. Asbest, Ausverkauf, Baustellen, Erinnerung, Kulturpaläste, Rekonstruktion, Sowjetunion, Stasi, Volkskammer, Zwischennutzung und mehr. Es eröffnet neue Perspektiven durch künstlerische Positionen, Forschung sowie Erfahrungswissen. Auf 240 Seiten finden sich zahlreiche Bild- und Wortbeiträge, die den Palast von Innen und Außen beleuchten und im Vergleich zu anderen Kulturpalästen darstellen. Insgesamt ein sehr gelungenes und lesenswertes Nachschlagewert.

Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart, Ausstellungskatalog, 2024
Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart, Ausstellungskatalog, 2024

Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart.

248 Seiten, 198 farbige Abbildungen, 72 weitere in Schwarzweiß,

E.A.Seemann Verlag,

34,90 EURO (36,- EURO im Handel)

 

Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart.
Sonderausstellung und Programm

Jahresschwerpunkt 2024 im Humboldt Forum,

17. Mai 2024-16. Februar 2025: Sonderausstellung (Eröffnung am 16. Mai um 18 Uhr)

12/6 Euro. Early Bird Tickets bis 16. Mai buchbar: 9/4,50 Euro

 

Hier einige Bilder aus der Ausstellung:

So sieht es heute an der Stelle, an der der Palast stand und in seiner Umgebung aus:

und zu guter Letzt noch ein paar Bilder vom Palast aus der Abriss-Phase 2008 – 2009:

Quelle: Humboldtforum

© Christian Behring im Mai 2024