Am Montagabend gab CELESTE, die neue große Soul- und Jazz-Hoffnung aus Großbritannien, ein kleines, sehr besonderes Konzert im Berliner Maschinenhaus. Es war die letzte Station auf ihrer nur 4 Konzerte umfassenden Tour.
Gemeinhin gilt der Montag ja oft als schlechter Tag für Konzerte. Das heißt allerdings nicht, dass es nicht trotzdem gute Livemusik gibt. Diejenigen, die den Weg in die Kulturbrauerei fanden und bei CELESTE waren, können dies auf jeden Fall bestätigen.
Großartige Stimme, berührende Songs, introvertiert und gleichzeitig charismatisch: genau das ist CELESTE.
Einziges Manko: der Abend war viel zu früh zu Ende!
Viele der knapp 200 Konzertbesucher kannten sie schon von ihrem Auftritt am 9. Juli in der Columbiahalle. Dort bestritt sie das Vorprogramm für Janelle Monae. Ein Kontrast, den man sich größer kaum vorstellen kann: einerseits die extrovertierte Amerikanerin mit einer bombastischen Bühnenshow. Andererseits diese schüchterne, introvertierte Musikerin, die nur mit ihrer Musik und großartigen Stimme die Besucher in ihren Bann zog.
Vermutlich wollten eben viele mehr von dieser beeindruckenden Sängerin hören und sehen. So traf es sich, dass das Maschinenhaus der Kulturbrauerei an diesem Montagabend ausverkauft war.
Zunächst gab es aber auch an diesem Abend einen halbstündigen Support. Von dem allerdings niemand etwas wusste. Warum es überhaupt ein Vorprogramm gab, wurde auch mir erst am Ende des Abends klar. Das Konzert von CELESTE war nämlich verdammt kurz. Zu kurz, um es ohne einen weiteren Act über die Bühne gehen zu lassen. Das veranlasste den Veranstalter sicher, kurzfristig eine zweite Sängerin in Programm zu nehmen.
Kurz nach 9 Uhr war es dann aber soweit, dass das eigentliche Konzert los ging. Zunächst kam die Band auf die Bühne. Im Gegensatz zum Auftritt im Juli hatte CELESTE am Montag nämlich nicht nur ihren Pianisten dabei, sondern eine fünfköpfige Band. Die bestritt zunächst das Intro allein. Und dann kam sie – ganz in Rot gekleidet: Hemd, Hose, Schuhe und als Kontrast dazu die auffallenden Ohrringe! Sehr stilsicher. Da merkt man eben, dass sie auch schon als Model Erfahrung gesammelt hat.
Die ersten Lieder, die sie dann anstimmte, waren „Lately“ und „Both Sides Of The Moon“. Die Lieder, die wohl auch alle im Raum sofort wieder erkannten. Entweder vom Konzert im Juli oder von ihrer ersten EP. Vom Applaus war CELESTE augenscheinlich total überwältigt. Wohl genauso, wie die Fans von ihrer beeindruckenden Stimme. „Fathers Son“, „Beloved“, „Love Is Back“ und „Somebody“ schlossen sich an. Den Abschluss bildete „Strange“. Gerade erst Anfang September veröffentlichte sie die Single und das Video dazu. Bei dem Song stand CELESTE wieder allein mit ihrem Pianisten auf der Bühne, genauso wie beim Auftritt im Juli. Unter tosendem Applaus verließ sie danach die Bühne.
Womit allerdings keiner im Saal gerechnet hatte: dass nach diesen 45 Minuten tatsächlich Schluss sein sollte. Alle erwarteten eigentlich, dass sie noch mal rauskommt. Bei dem Applaus! Selbst als nach ein paar Minuten Licht und Hintergrundmusik angingen, klatschten alle weiter. Aber dann begann ein Techniker auf der Bühne damit, die Instrumente einzupacken. Das passte irgendwie überhaupt nicht zum Konzert von CELESTE und wirkte auf die meisten Fans völlig irritierend.
Da kann man nur hoffen, dass das noch keine Star-Allüren waren, sondern dass sie nicht wusste, dass man als Haupt-Act am Abend nicht ohne Zugabe abgeht. Außer, man wird ausgepfiffen. Aber am Montag wollte sie weiß Gott niemand auspfeifen. Ganz im Gegenteil! Von dieser phantastischen Sängerin hätten gerne alle viel, viel mehr gehört!
Hier der Link zu den Fotos vom Abend.
Im August traf ich Celeste für ein kurzes Interview in Berlin. Dabei erfuhr ich u.a., dass im März ihr Debüt-Album erscheinen soll und dass sie mit Michael Kiwanuka dieses Jahr noch einmal nach Deutschland kommt:
https://youtu.be/Ypbd-UPlb1o
© Christian Behring im September 2019