Alice Schwarzer zählt zu den bekanntesten Frauen in Deutschland. Am 3. Dezember 2022 feiert die Journalistin, Buchautorin, Verlegerin und Kämpferin für die Rechte der Frauen ihren 80. Geburtstag.
Das nimmt DAS ERSTE zum Anlass, ihr am 30. November 2022 einen ganzen Abend zu widmen.
Der Abend beginnt um 20.15 Uhr mit dem zweiteiligen Spielfilm „ALICE“. Um 23.50 Uhr folgt die Dokumentation „Die Streitbare – Wer hat Angst vor Alice Schwarzer?“. Wer will, kann sich Spielfilm und Doku ab 23. November in der Mediathek ansehen. Schon ein paar Tage vorher startet die Doku-Serie „Ungewollt schwanger in Deutschland. Der Paragraph und ich“ am 21. November 2022 um 23.50 Uhr im ERSTEN. Alle drei Teile sind bereits ab 19. November 2022 in der Mediathek abrufbar.
Am Mittwoch, 16. November 2022 hatte der rbb einen großen Bahnhof für Alice Schwarzer und die Beteiligten des Spielfilms organisiert.
Im Berliner DELPHI Filmpalast fand die Preview von „ALICE“ statt. Für die größte Aufregung unter den Autogrammsammlern, Fans und Journalisten sorgte natürlich der Auftritt von Alice Schwarzer und ihrer Darstellerin Nina Gummich. Der Tumult war fast vergleichbar mit dem, den es sonst nur bei großen Hollywood-Stars gibt. Sowas hat man lange nicht mehr gesehen in Berlin.
Zum Film:
Insgesamt 180 Minuten haben die Zuschauer Zeit, die Entwicklung von Alice Schwarzer nachzuvollziehen, wie aus der jungenDeutschen, die in Paris als Au Pair arbeitet und im Sommer am Meer ihren französischen Freund kennenlernt, nicht nur winw Feministin, sondern die Vorkämpferin für Frauenrechte in Deutschland und auch die Herausgeberin der ersten bundesdeutschen Frauenzeitschrift „EMMA“ wird.
Genau auf diese Zeit von Mitte der 60er Jahre bis zum Januar 1977 beschränkt sich der Zweiteiler.
Denn genau das war die Zeit, in der sich auch der weitere Lebensweg von Alice Schwarzer bis heute entschied. Genau wie die Bundesrepublik sich in dieser Zeit politisch und gesellschaftlich veränderte, veränderte sich auch das politische Bewußtsein von Alice Schwarzer. Wobei die Prägung sicher schon in ihrem elterlichen bzw. großelterlichen Haus gelegt wurde. Und ohne ihren Aufenthalt in Paris in den 60er Jahren wäre ihre Entwicklung sicher auch anders verlaufen. Dort trifft sie Persönlichkeiten wie Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die beiden haben sie nicht nur tief beeindruckt und beeinflußt, sie wurden auch zu Freunden.
Überhaupt kommt Regisseurin Nicole Weegmann dem Menschen Alice Schwarzer sehr nah.
Im Mittelpunkt steht weniger die Journalistin Alice Schwarzer, sondern vielmehr die Person an sich. Die Autoren Daniel Nocke und Silke Steiner recherchierten nicht nur sehr gründlich und intensiv, sondern führten auch lange Gespräche mit Alice Schwarzer. Sie gab den Filmemachern tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt in dieser aufregenden Zeit. Die Zeit, als sie Bruno kennenlernt, den einzigen Mann, in ihrem Leben (neben ihrem Großvater). Und die Zeit, als sie selbst auf die Straße ging und demonstrierte, erst für die politische Linke, dann für die Rechte der Frauen.
Der Zuschauer wird mitgenommen zu ihrem ersten großen Fernsehauftritt: Das Streitgespräch mit Esther Vilar, das sie selbst über Nacht zu einem Star macht. Außerdem macht der Film ihren Weg zur Gründung der „EMMA“ nachvollziehbar. Der Weg dahin war steinig, machte sie am Ende aber auch unglaublich glücklich.
Zu verdanken ist dieses gelungene Portrait auch vor allem der wirklich großartigen Hauptdarstellerin Nina Gummich.
Sie haucht der Persönlichkeit der Alice Schwarzer nicht nur Leben ein, sie hat sie sich so zu Eigen gemacht, dass man als Zuschauer das Gefühl bekommt, man sähe die echte Alice Schwarzer. Nicht nur rein optisch, was allein schon eine beeindruckende Verwandlung ist, sondern in der ganzen Art, wie sie sich bewegt, wie sie spricht oder wenn sie sich mit dem Ringfinger durchs Haar streicht. In der Vorbereitung auf die Rolle hat sie sich mehrfach mit Alice Schwarzer getroffen und alles, was wichtig war, aufgesaugt. Nina Gummich ist hier in der Rolle ihres Lebens zu sehen. Zumindest ihres bisherigen künstlerischen Lebens. Da bleibt einem nur zu Sagen: Chapeau Nina!
Hier ein paar Bilder von der Preview im Delphi:
ALICE (ARD degeto / RBB / WDR / Neue Schönhauser Filmproduktion)
Stab:
Regie: Nicole Weegmann
Drehbuch: Daniel Nocke, Silke Steiner
Kamera: Alexander Fischerkoesen
Kostümbild: Petra Kray
Szenenbild: Bettina Schmidt
Musik: Florian Van Volxem, Sven Rossenbach
Maske: Astrid Mariaschk, Sarah Wentzel, Katrin Paas
Producerin: Katharina Possert
Produzent: Boris Schönfelder
Besetzung:
Alice Schwarzer: Nina Gummich
Bruno Pietzsch: Thomas Guené
Sonja Hopf: Isabel Thierauch
Ursula Scheu: Katia Fellin
Barbara Maia: Vidina Popov
Renate: Lou Strenger
Edda: Naemi Florez
Grete Schwarzer: Gabriele Schulze
Ernst Schwarzer: Rainer Bock
Esther Vilar: Katharina Schüttler
Romy Schneider: Valerie Pachner
Henri Nannen: Sven-Eric Bechtolf
Nadine: Ines Marie Westernströer
Joanna: Fiona Metscher
Jean-Paul Sartre: Charlie Nelson
Hermann Eich: Daniel Drewes
Simone de Beauvoir: Sarah Chaumette
Hermann Proebst: Christian Ahlers
Rudolf Augstein: David Rott
© Christian Behring, November 2022, Quelle: ARD degeto/ rbb/ Alexander Fischerkoesen