Am 28. April 2017 veröffentlichte John Mellencamp sein neues Album.
„Sad Clowns And Hillbillies“ ist sein 23. Studio-Album. Die Songs entstanden in enger Zusammenarbeit mit Carlene Carter, der Tochter von June Carter und Stieftochter von Johnny Cash.Seit Mellencamps Musical „Ghost Brothers Of Darkland County“ 2012 sind beide miteinander nicht nur künstlerisch sondern auch freundschaftlich miteinander verbunden. Im Sommer werden sie mit den neuen Songs auch gemeinsam auf große Amerika-Tournee gehen. Mehr als 20 Konzerte sind von Juni bis September geplant.
Die Entstehung der Songs erklärt John Mellencamp so: „Am Anfang wollten wir eine religiöse Platte machen, eine alte religiöse Country-Platte. Wir versuchten Lieder zu schreiben, die klangen wie diese Art von Songs, aber neu waren. Und dann entwickelte und entwickelte sich das Ganze und die Songs, die sie brachte und die Songs, die ich brachte – die waren nicht so religiös.“ Und zum Albumtitel sagt er: „Ich schrieb eine Menge trauriger Songs, und so ist es eben ein bisschen geworden wie Sad Clowns And Hillbillies“.
Auch auf seinem 23. Album zeigt sich Mellencamp wieder als Chronist der amerikanischen Gesellschaft. Wie kaum ein anderer Musik bezieht er immer wieder Stellung, greift gesellschaftlich und politisch relevante Themen auf. John Mellencamp gilt als authentischer Repräsentant und Meister des Storytellings. Auf dem aktuellen Album thematisiert er vor allem die Waffengewalt in den USA und die Gewalt gegen Schwarze. So verwundert es auch nicht, dass er das Video zu „Easy Target“ am Tag vor der Amtseinführung von Donald Trump veröffentlichte.
Schon vor mehr als 30 Jahren, als er sich dem Mainstream abwandte, begann diese Entwicklung. Mit „Scarecrow“ thematisierte er erstmals die Probleme der Landbevölkerung im mittleren Westen. Gemeinsam mit Willie Nelson organisierte er FARM AID, ein jährlich stattfindendes Benefizkonzert für verarmte Farmer. Auch musikalisch wurden die Einflüsse von Folk und Country mehr und mehr. Anfangs nur durch die Instrumentierung, Violine und Akkordeon wurden fester Bestandteil. Mit den folgenden Alben, vor allem in den 2000er Jahren wandte Mellencamp sich immer stärker der amerikanischen Rootsmusik zu.
Und so klingt auch das aktuelle Album vor allem nach Country, Blues und Folk. Rocksongs wie auf seinen Alben aus den 80er und 90er Jahren Jahren ( à la „Pop Singer“ oder R.O.C.K. In The USA“) sind hier Fehlanzeige. Stattdessen gibt’s astreine Country-Songs („Sugar Hill Mountain“, „My Soul’s Get Wings“), Country-Folk („You Are Blind“), bluesige Nummern („Damascus Road“), oder Roots-Rock à la Tom Waits („Easy Target“).
Einzig vielleicht „Grandview“ und „Early Bird Cafe“ lassen den frühen John Mellencamp durchscheinen. Für „Grandview“ hat er sich übrigens einen weiteren Star der Countryszene ins Studio geholt: Martina McBride. Mit dem Song, der von den Wünschen und Träumen handelt, die wir uns erfüllen sollten, schafft John Mellencamp es dann auch, trotz all der trüben Gedanken und Gesellschaftskritik auf dem Album, ein wenig Hoffnung zu schöpfen. Denn trotz aller Kritik, sieht Mellencamp sich als überzeugten Demokraten und Amerikaner.
Übrigens hat John Mellencamp das Album nicht nur selbst produziert. Er ist auch der Art Director und hat die Cover-Bilder selbst gemalt.
Quelle: Universal Music / www.mellencamp.com
© Christian Behring, 29.04.2017