TIWAYO – was für ein merkwürdiger Name. Was oder wer verbirgt sich dahinter? Hat das etwas mit seiner Musik zu tun? Schließlich heißt das Album, das am 18. Januar 2019 erschien, „THE GIPSY SOUL OF TIWAYO“.
Könnte natürlich sein. Aber das Rätsel um den Namen erklärt sich eigentlich ganz einfach. TIWAYO steht für „The Young Old“ – „Der junge Alte“. Den Spitznamen bekam er auf einer seiner zahlreichen musikalischen Reisen durch die USA aufgrund seiner ungewöhnlichen Stimme verpasst. Jung, aber irgendwie auch rau und abgewetzt. Ganz so , als hätte er Jahrzehnte in dunklen und verrauchten Kaschemmen oder auf der Straße im Wind gestanden und gesungen.
Aber woher kommt jetzt dieser Musiker und wie kann es sein, dass er aus dem Stand solch ein bemerkenswertes Debüt-Album vorlegt?
Ein Album, auf dem sich ein Highlight an das andere reiht. 12 Perlen, die manch anderer Musiker sein Leben lang nicht findet. Große Soul-Nummern, leise Gospel- oder Rock-Balladen, gefühlvolle Songs, die dahin schmelzen, ohne dabei ins Kitschige abzudriften findet man auf dem Album genauso wie Reggae-Nummern, die zum Mittanzen einladen.
„THE GIPSY SOUL OF TIWAYO“ gehört für mich zu den Alben, die man einfach haben muß! Ein Album, dass man immer wieder hören kann, ohne dass es einem langweilig wird. Eines der absoluten Highlights 2019!
Remi Tyo, wie er eigentlich heißt, stammt aus einer dieser Retortenstädte vor Paris. Musikalisch prägte ihn natürlich der Musikgeschmack der Eltern. Der Vater, der sich für Jazz und Blues interessierte, die Mutter, die hauptsächlich Rock`n`Roll und Soul der 60-er Jahre hörte. Dazu die Musik vom großen Bruder.
Schon früh gründete er mit Schulfreunden eine erste Band und probierte sich in verschiedenen Musikstilen aus. Was ihn besonders interessierte, war der Reggae, ausgelöst durch eine Reise nach Haiti als 16-jähriger. „Diese Erfahrung hat meinen Blick auf die Musik und die Welt verändert“, sagt er. Was folgte, waren viele weitere Reisen, vor allem in die USA. Und da hat es ihm vor allem New Orleans angetan. „Musik ist dort Teil der Kultur und vor Ort ist sie einfach anders. Außerdem ist es gut, manchmal ein Fremder zu sein, weil man dann einen anderen Blick hat.“
Im Laufe der Jahre traf er auf eine ganze Reihe bekannter Musiker. So spielte er im Vorprogramm solcher Größen wie Norah Jones, SEAL, Marcus Miller, Patrice oder Curtis Harding.
Den entscheidenden Kick in seiner Karriere gab es 2017.
„Das Coolste ist“, so Tiwayo, „dass es nach zehn Jahren des Experimentierens plötzlich diese Stimmung (…) gab, nach der ich immer gesucht habe. Ich habe lange auf diesen Moment gewartet.“ Also trat er mit Mark Neill (Produzent von The Black Keys) in Kontakt. „Die Geschichte ist völlig verrückt, weil sie so einfach ist. Es war ein guter Zeitpunkt, mit den Aufnahmen zu beginnen, und ich war ein großer Fan von Marks Arbeit mit Dan Auerbach, deshalb fühlte ich mich schon sehr mit ihm verbunden, noch bevor ich ihn traf. Also schickte ich Mark einige Demos und er antwortete sehr schnell: „Das klingt gut. Was wäre dein Traumalbum?“
Ein paar Monate später war es soweit. In den SOIL OF THE SOUTH STUDIOS in Valdosta nahm er seine eigenen Songs auf. Abgemischt wurden die Songs dann wieder in Paris von Philippe Weiss, der schon mit Selah Sue, Kendrick Lamar und Madonna zusammengearbeitet hat. „THE GIPSY SOUL OF TIWAYO“ ist wie eine Reise. Eine Reise durch die verschieden musikalischen und persönlichen Erfahrungen, die TIWAYO im Laufe der Jahre gemacht hat. Ein sich treiben lassen, dabei alles aufsaugend, was sich ihm an Einflüssen bietet. Und dann weiterziehen, wie ein Zigeuner eben.
In Frankreich ist inzwischen sogar ein kleiner Hype um den Newcomer ausgebrochen. Die großen Magazine wie der französische ROLLING STONE, PARIS MATCH und ELLE schwärmen von ihm und auch hierzulande erntete er bei seinem Auftritt auf dem REEPERBAHN FESTIVAL 2018 schon viel Lob.
Wer sich selbst ein Bild von diesem Ausnahmetalent machen möchte, hat schon bald Gelegenheit dazu.
Das sollte man auf keinen Fall verpassen. Und wer weiß, wie lange man ihm noch so nah kommt. Bei der Qualität ist es nur eine Frage der Zeit, wann er auf den ganz großen Bühnen stehen wird.
TIWAYO – Tourdaten:
24.03.2019 Hamburg / Häkken
26.03.2019 Berlin / Privatclub
27.03.2019 München / Strom
28.03.2019 CH-Zürich / Kaufleuten
03.08.2019 Saarburg / Nacht der Stimmen
https://youtu.be/IBqcNi-t7eI
Tiwayo
The Gypsy Soul of Tiwayo
VÖ: 18.01.2019
Label: Universal Music Division Decca Record/ Blue Note
Formate: CD Digipack + Jewelcase + 2LP Gatefold
Quelle: Blue Note / Prime Tours
© Christian Behring im März 2019