26. April 2024
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THE ROLLING STONES – die neuen Alben

2016 ist das Jahr der Rolling Stones:

Im Frühjahr tourten sie durch Südamerika. Die Sensation war das letzte Konzert: erstmals durften sie auf Cuba ein Konzert geben. Am 25. März spielten sie in Havanna auf dem Platz der Revolution. Dieses Ereignis hielten sie für die Nachwelt fest: „Havana Moon“ erschien am 11. November 2016. Das Konzert ist in vielerlei Hinsicht historisch: Sie spielten auf dem größten Platz Havannas, eingerahmt von den beiden Helden der Revolution Che Guevara und Camillo Cienfuegos sowie des größten Nationalhelden und Dichters Jose Marti andererseits. Wenn man den Zahlen glauben darf, spielten sie vor 1,2 Millionen begeisterten Kubanern. Damit dürfte es auch das größte Konzert sein, das die Stones in ihrer 50-jährigen Bandhistorie gegeben haben. Bemerkenswert ist auch der Zeitpunkt: der 25. März 2016 – Karfreitag, weshalb der Vatikan „not amused“ war, schließlich gehört Cuba nach wie vor zu den katholischsten Ländern der Welt. Nur wenige Tage zuvor war mit Barack Obama zum ersten Mal seit 80 Jahren wieder ein amerikanischer Präsident auf kubanischem Boden, wie die Stones selber anmerkten sozusagen als „Warm-Up“ für sie.

HAVANA, CUBA - MARCH 25: The Rolling Stones perform during their concert at Ciudad Deportiva on March 25, 2016 in Havana, Cuba. Pic. Credit: Dave J Hogan
HAVANA, CUBA – MARCH 25: The Rolling Stones perform during their concert at Ciudad Deportiva on March 25, 2016 in Havana, Cuba.
Pic. Credit: Dave J Hogan

Jeweils 18 Songs enthält die DVD bzw. Doppel-CD.

Knapp zwei Stunden rocken und rollen die Stones Havanna. Natürlich sind ihre großen Hits dabei, angefangen bei „Jumpin‘ Jack Flash“ über „Tumbling Dice“, Miss You“, „Brown Sugar“ bis hin zu „You Can’t Always Get What You Want“, der gerade dieser Tage so aktuell wie nie zuvor ist. Krönender Abschluss des Abends ist „Satisfaction“. Aber auch unbekanntere Songs wie „All Down The Line“ oder „Out Of Control“ gehören zum Programm. Gerade Letzterer entpuppt sich als großartiger Live-Song und gehört zu den Höhepunkten. Dazwischen wirft Mick Jagger immer wieder ein paar spanische Worte dem Publikum zu, die es dankbar aufnimmt. Mit Worten wie „los Tiempos cambiando“ spielt er auf den Obama-Besuch an, der vielleicht wirklich eine Zeitenwende eingeläutet hat und natürlich fühlen sich alle Fans geschmeichelt, wenn er „Angie“ mit den Worten „Los Cubanos estan romantico“ einläutet. Überhaupt spult Mick Jagger sein Programm runter, als hätte er gerade ein Frischzellenkur hinter sich. Wenn man ihn über die Bühne rennen sieht, möchte man gar nicht glauben, dass der Mann inzwischen die 70 hinter sich gelassen hat.  Aber auch den drei anderen Stones Keith Richards, Ronnie Wood und Charlie Watts merkt man an, dass sie sichtlich Spaß an diesem besonderen Konzert haben. Und dass die Chemie zwischen Band und Publikum stimmt, sieht man vor allem daran, wenn sie sich gegenseitig die Bälle zuwerfen und bei „Midnight Rambler“ einfach mal 15 Minuten lang jammen. Großartig aber auch das anschließende „Gimme Shelter“ mit dem Duett von Mick Jagger und Sasha Allen.

 

Leider hat die CD / DVD aber auch einen Mangel: für die DVD hätte man sich natürlich ein richtiges Bonusmaterial gewünscht (wie wäre es mit einem richtigen Interview gewesen, statt der drei oder vier Eingangsbemerkungen?).

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Release: „Havana Moon“ (CD/DVD/Blu-ray)
VÖ: 11. November 2016

Label: Universal Music

 Bereits am 30. September erschien ein Box-Set, „The Rolling Stones In Mono“.

Die Collection enthält insgesamt 186 Tracks (darunter 56, die seit Beginn des digitalen Zeitalters noch nirgends in Mono zu hören waren), den kompletten Zeitraum von 1963 bis 1969 – die prägendste Zeit der „Greatest Rock & Roll Band in the World“. Mick Jagger sagt über die Zeit: „…Rock war eine ganz neue Musikform, …Es gab sie überhaupt erst zehn Jahre, als wir damit anfingen … Wir fühlten uns, als gehörten wir zu einer kleinen Gruppe Auserwählter, die dieses neue Spielzeug in die Hände bekamen. Wir waren mit missionarischem Eifer dabei.”

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Release: „The Rolling Stones In Mono“ (Box-Set)
VÖ: 30. September 2016

 

Nun legen die Stones noch einmal nach: mit „Blue & Lonesome“ veröffentlichten die Rolling Stones am 2. Dezember 2016 nach elfjähriger Pause ein neues Studioalbum.

Mit dem Album kehren die Stones zu ihren Wurzeln zurück und verneigen sich vor ihren Vorbildern, den Urgesteinen des Blues: Willie Dixon, Little Walter, Jimmy Reed oder Howlin‘ Wolf. Es ist auch das erste Album, das keinen einzigen selbst geschriebenen Song enthält. Die 12 Songs haben sie in nur drei Tagen in London eingespielt. Dabei soll es nur ein „Warm up“ sein für das Album mit neuen eigenen Songs, das für 2017 angekündigt ist.

„Back to the Roots“

– dieser Spruch wurde schon oft von vielen Musikern gebraucht, aber wohl noch nie traf er so auf ein Werk zu wie auf dieses. Die Rolling Stones haben sich total zurückgenommen, kein Schnickschnack, keine Overdubs oder anderen Spielereien. Man hat das Gefühl, die Songs wären in einem Stück „live“ eingespielt worden. Sie klingen rau und unbehauen, wie bei einem Live-Album. Man könnte meinen, sie haben von ihrer Amerika-Tour mal kurz einen Abstecher nach London gemacht – vor allem, weil sie auch ihre Tour-Musiker Darryl Jones – Bass, Chuck Leavell – Keyboards und Matt Clifford – Keyboards, mit ins Studio genommen haben. Was am Meisten überrascht ist das phantastische Mundharmonika-Spiel von Mick Jagger. Einerseits weiß man als Stones-Fan zwar, dass er das kann, andererseits kann man sich aber kaum noch erinnern, wann er das zuletzt so gezeigt hat wie auf diesem Album. Herrlich natürlich aber auch die schrammelnden Gitarren von Keith Richards und Ron Wood. Aber auch die klimpernden Klaviere von Chuck Leavell und Matt Clifford betonen noch einmal den Blues-Charakter des Albums. Als Gäste haben sie sich noch Eric Clapton und Jim Keltner dazu geholt. Wobei man sagen muss, dass es dem nicht bedurft hätte.

Für Blues-Enthusiasten könnte es in diesem Jahr zu Weihnachten wohl kein schöneres Geschenk geben als dieses Album.

Und auch die Presse ist einhellig der Meinung, dass „Blue & Lonesome“ zu den besten Alben in der Bandhistorie gehört:

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 „Mit ‚Blue & Lonesome‘ haben sie dem Genre einen historischen Dienst erwiesen.“ – CLASSIC ROCK

„Keine Overdubs, keine Prätention: Die Stones verneigen sich souverän. (…) Jaggers souveräne Mundharmonika veredelt jeden Track dieser binnen drei Tagen live (…) aufgenommenen Danksagung an die alten Helden.“ – ROLLING STONE

„Darauf hat man bei den Rolling Stones schon seit vielen Jahren gewartet: ein hartes, lautes, knarziges, in der Wahl der Mittel reduziertes und doch in seiner Wucht auch opulentes Bluesalbum.“ – ECLIPSED

„(…) ob die Molotowcocktails von einst noch zünden? Und wie. Die Songs auf ‚Blue & Lonesome‘ rocken – und zwar aus der tiefsten Magengegend heraus.“ – DIE ZEIT

 

Release: „Blue & Lonesome“ (CD/ Vinyl / Digitaler Download / Deluxe-CD-Edition inkl. Buch, Postkarten)
VÖ: 02. Dezember 2016

Label: Universal Music

 

www.rollingstones.com

http://www.facebook.com/therollingstones

 

Quelle: Universal Music / The Rolling Stones / Dave Hogan

© Christian Behring, 04.12.2016