AFTER DARK HOUR – Das ist der Titel des aktuellen Albums der finnischen Sängerin Ina Forsman.
Wenn man sich schon so viele Jahre mit Musik beschäftigt, denkt man doch, dass man von allen bekannten und großartigen Musikern schon mal gehört hat und dass einen nichts und niemand mehr überraschen kann. Und dann kommt ein Newsletter von einem Label hinein geschneit, in dem es so lapidar heißt, dass „… das finnische Multitalent Ina Forsman … am 11.04. nun auch endlich digital ihr gespannt erwartetes Album „After Dark Hour“ veröffentlicht, das bisher nur physisch als CD und Vinyl zu ergattern war.“
Dabei ist dann auch ein Link zu dem Fokus-Track „Four Seasons“. Und weil man gerade drei Minuten Zeit hat, klickt man drauf. Und es passiert genau das, was ihr jetzt sicher ahnt: Der Sound, die Stimme, der Rhythmus – diese Mischung aus Soul, Funk, Jazz & Blues ist einfach grandios! Seit Joy Denalanes Album „Let Yourself Be Loved“ habe ich das nicht mehr gehört! Kaum zu glauben, dass das Album fast an mir vorbei gegangen wäre.
Fast genauso unglaublich ist aber auch, dass dieses Album von keiner der bekannten amerikanischen Soul-Sängerinnen, sondern von einer finnischen Musikerin stammt: Ina Forsman. 1994 in Helsinki geboren, wusste sie laut eigener Aussage seit ihrem 6. Lebensjahr, dass sie Sängerin werden will. Mit 15 nahm sie an „The Voice Of Finland“ teil, schied dort zwar gleich wieder aus, aber die ersten Schritte waren gemacht. Sie wurde Mitglied einer Blues-Band und veröffentlichte mit 19 Jahren ihr erstes Album. Es folgten die ersten Erfolge bei Wettbewerben, ein Plattenvertrag bei einem amerikanischen Label und weitere Tourneen. 2022 dann der Schritt hin zum deutschen Label Jazzhaus Records. Ein Grund dafür war sicher, dass keine großen Tourneen oder Ausflüge möglich waren. Corona lässt grüßen.
Nun also das zweite Studio-Album, das bei Jazzhaus Records veröffentlicht wurde.
Das Album entstand in enger Zusammenarbeit mit ihrem Landsmann Michael Bleu. Mit ihm zusammen hat sie nicht nur einen Teil der Songs geschrieben, sondern auch das Album produziert. Aufgenommen wurden die Songs in Finnland und Deutschland. Genau wie bei Joy Denalane würde man nie im Leben darauf kommen, dass diese Musik und diese Sängerin mit dieser phantastischen, souligen Stimme und Ausdruckskraft hier aus Europa und nicht aus dem Süden der USA kommt. Einfach großartig dieses Album, das jeden Soul-Fan von der ersten Note bis zum letzten Takt begeistern dürfte. Mal mit mehr Soul, dann in den Funk hinübergleitet, zwischendurch vom Blues ergriffen wird und zum Schluss gar mit ein paar Takten Kinderlied das Album folkloristisch ausklingen lässt.
Es bleibt nur zu sagen: Ina Forsman beherrscht jedes dieser Genre gleichermaßen.
Ganz egal, ob sie wie bei „Pass You Bye“ Anleihen beim Psychedelic Rock von Jefferson Airplane nimmt, mit „That Is All“ in den tief dunklen Blues-Rock wechselt, dabei die Gitarrenverstärker voll aufdreht und sich gleichzeitig gesanglich zu den höchsten Tönen aufschwingt. Ina Forsman und ihre Musiker, allen voran Michael Bleu, harmonieren, als würden sie schon ewig zusammen spielen.
Da ist es dann auch kein Wunder, dass „Four Seasons“ es in fast alle skandinavischen New Music Friday-Playlists geschafft hat und so auf dem besten Wege zum Charts-Hit ist.
Ab 7. Mai 2025 kann man die Sängerin auch live on Tour erleben. Die Tour von Ina Forsman startet in Helsinki und führt sie ab Juli auch nach Deutschland. Neben Aschaffenburg stehen Hamburg und Cuxhaven auf dem Zettel. Berlin ist bisher leider nicht dabei.
INA FORSMAN – AFTER DARK HOUR
Format: CD, Vinyl, Digital
Label: Jazzhaus Records
© Christian Behring im April 2025, Fotos: Ina Forsman, Michael Bleu