Gut ein Jahr nach seinem Abschied von der großen Bühne wirft Dieter Kosslick nicht nur einen Blick zurück auf seine Zeit als Chef der BERLINALE, sondern wagt auch einen Blick voraus. Mit seinem Buch „Immer auf dem Teppich bleiben“ geht er nicht nur zurück an seine Wurzeln im Badischen, er wagt auch einen Blick voraus auf die Entwicklung der Filmfestspiele und die Bedeutung des Kinos als Ort der Kultur und als Begegnungsstätte. Als Treffpunkt der Menschen untereinander und mit ihren Stars.
Denn: Wo sonst könnten die Stars so scheinen, wenn es die Roten Teppiche nicht gäbe?
Selbst die Streaming-Anbieter wie Amazon Prime und Netflix veranstalten Filmpremieren mit Roten Teppichen. Schließlich sollen auch die Promi-Magazine und Zeitschriften über ihre Filme und Serien berichten. Ohne Glitzer und Glamour geht es eben auch bei ihnen nicht. Wer will schon seine Stars immer nur am Bildschirm via Skype oder Zoom sehen? Einmal zusehen, wie sie privat wohnen ist ja ganz schön, aber der Glamour-Faktor nimmt da doch gewaltig ab.
Auf unterhaltsame und pointierte Weise schreibt Dieter Kosslick, wie seine Liebe zum Kino in seiner badischen Heimat entstand und was ihm der Besuch des Kinos in Ispringen bedeutete.
Außerdem erfährt der Leser, warum BEN HUR bis heute sein Lieblingsfilm ist. Warum ihn sein Weg dann weiter über das Studium an der LMU München, die Arbeit als Redenschreiber des Hamburger Bürgermeisters Hans-Ulrich Klose und weitere Stationen schließlich nach Berlin führte, wo er 18 Jahre erfolgreich das größte deutsche Filmfestival leitete. Auch das schildert er auf unterhaltsame Weise.
Und dann gibt er natürlich auch einige Anekdoten aus dieser Zeit zum Besten. So z.B. über seine erste Reise nach Hollywood als Festivaldirektor, die ausgerechnet auf den 11. September 2001 fiel. Oder nach Indien, wo er dem größten Star der Welt, Shah Rukh Khan, begegnete. Wohl niemand sonst aus der deutschen Filmbranche hatte das Glück, so vielen Weltstars so nah zu kommen und gleichzeitig auch einen Blick hinter die Kulissen des Filmgeschäfts werfen zu können.
Gerade darum geht es im letzten Drittel des Buches.
Hier wirft er nicht nur einen Blick zurück, sondern wagt auch einen Blick in die Zukunft. Wie muss sich das Kino wandeln, um sich trotz der Konkurrenz des „Puschenkinos“ auch in der Zukunft zu behaupten. Was können die Kinos aus der Geschichte lernen? Welche Rolle spielen dabei die Filmfestivals? Wie können sie dabei die neuen Medien nutzen und wie kommen sie aus der Corona-Krise? Wie verändert Corona den Filmmarkt überhaupt? Wohl niemand sonst kennt die Filmbranche so gut wie Dieter Kosslick nach seinen Jahren als BERLINALE-Chef.
Nach dem ersten Corona-Jahr ist er überzeugt davon, dass Festivals wie die BERLINALE auch in Zukunft eine Rolle spielen werden, als Marktplatz genauso wie als Bühne für die großen Stars und Treffpunkt der Menschen. „Kino ist mehr als nur Film“, heißt es bei Dieter Kosslick. Krisen wie die jetzige gibt es schon immer. So bleibt er auch für die Zukunft optimistisch: „Vielleicht hilft ein Blick in die 125-jährige Geschichte, um zu sehen, wie robust das Kino durch alle Krisen hinweg geblieben ist.“ Als Filmfan kann man nur hoffen, dass er mit seiner Einschätzung Recht behält.
Dieter Kosslick: Immer auf dem Teppich bleiben.
Von magischen Momenten und der Zukunft des Kinos
- Auflage 2021, 336 Seiten, Ladenpreis: 25,00 € (D), 25,70 € (A), 33,90 CHF
Hier ein paar Bilder aus meiner Zeit auf der BERLINALE und ein paar magische Momente mit Dieter Kosslick und den großen Stars des Kinos:
© Christian Behring im März 2021