22. November 2024
ALINA, Konzert im LIDO, Berlin, 24.01.2014

IST ALINA WIRKLICH DIE EINZIGE?

Januar 2014 war`s, als Alina Wichmann das Vorprogramm zum Konzert von ELIF im Berliner Lido bestritt. Die Stimme war schon damals erstaunlich beeindruckend. Seitdem Funkstille. Was ist passiert? Warum hat es so lange gedauert, bis man wieder von ihr hörte? Wie dem Pressetext zu entnehmen war, hatte sie ein Studium angefangen und abgebrochen. Dazu eine Stimmband-OP, Zweifel kamen auf, wie geht es weiter? Doch ALINA kämpfte für ihren Traum. All das Erlebte fließt in ihre Songs ein. Die Träume, die Erfahrungen, die Zweifel finden Einzug in ihre Texte.

ALINA sucht sich Partner für ihre Ideen und Visionen. Ihre wichtigsten Partner werden Michelle Leonard (Dozentin der Pop-Akademie), Roland Meyer de Voltaire (VOLTAIRE) und das Produzententeam von Desmo & Mania Music (Daniel Großmann und Matthias Mania – u.a. Kontra K, Glasperlenspiel, Johannes Oerding), das den Songs den entscheidenden Kick gibt. Als weitere Autoren sind u.a. Ali Zuckowski (Helene Fischer, Udo Lindenberg), Christian Neander (ex-SELIG), Martin Fliegenschmidt (Mia Aegerter) und Tim Morten Uhlenbrock (Madeline Juno) am Songwriting beteiligt.

Alina, Die Einzige, Album-Cover

Im September 2017 erscheint dann die erste Single aus dem kommenden Album: „Nie vergessen“. Zur Entstehung des Songs und ihren Gefühlen, die sie zum Schreiben des Songs inspirierten sagt ALINA: „In meiner weißen Kommode hebe ich eine halb volle Flasche Parfüm auf, die es nicht mehr zu kaufen gibt. Ich schütze sie vor dem Licht, damit sie nicht ´kippt´ oder irgendwann ganz verdunstet. Sie riecht nach Sommer am See, nach roter Vespa, Hängematte auf dem Balkon, Babyöl auf der Haut, nach einer Bar mit klimpernden Kästen, nach Viva La Vida von Coldplay und dem Mann, mit dem ich das alles verbinde. Ab und zu hole ich das Parfüm raus und atme alles nochmal ein. Für einen kurzen Moment stehe ich dann wieder vor ihm im Regen und mein Herz hüpft als er mich im Arm hält und sagt: Wir kriegen das hin. Geh nicht. – Ich wollte nicht gehen und werde ihn nie vergessen.“

Eine Woche vor Album-Veröffentlichung erscheint das Video zum Titelsong „Die Einzige“. Beim Ansehen der Videos zu „Nie vergessen“ und „Die Einzige“ fällt einem als Erstes die großartige Stimme von ALINA auf und dann, welcher Kontrast zwischen den beiden Songs besteht. „Nie vergessen“: Großes Arrangement, bombastisch, poppig, raumfüllend, optimistisch, mitreißend. „Die Einzige“ dagegen schon rein visuell  – in Schwarzweiß gefilmt, dazu ALINA allein in einem großen Park, herbstliches Ambiente – unterstreicht alles die Aussage des Textes von Einsamkeit. Dazu passt auch das Arrangement: nur ALINAS Stimme, begleitet von einer Gitarre.

Das machte neugierig auf das Album. 16 Songs finden sich auf ihrem Debütalbum „Die Einzige“, das am 20. Oktober 2017 erschien. ALINA singt vom verlassen werden, Alleinsein, Scheitern, Selbstzweifeln („Schönheitskönigin“), Einsamkeit („Die Einzige“). Aber auch davon, diese Zweifel zu überwinden, stark sein, wieder aufstehen und kämpfen („Titan“).

Musikalisch bietet das Album eine große Bandbreite. Neben kleinen intimen Chansons („Kind sein“), die an die große Alexandra erinnern, finden sich bombastische Pop-Hymnen („Stadt aus Gold“, „Schönheitskönigin“ oder „Haut aus Glas“)  genauso wie kraftvolle, mitreißende Soul-Nummern („Kompass“) und funkige Tracks, die zum Mittanzen einladen („Titan“, „Immer wenn es weh tut“).

Manchmal möchte man ihr allerdings sagen „Das ist jetzt aber ein bisschen zu viel des Guten.“ Vor allem, wenn das große 55-köpfige Sinfonie-Orchester einsetzt, und sie doch etwas ins Kitschige abgleitet. Dann möchte man sie fragen: „Warum hast Du es nicht bei der einfachen Version, nur mit Gitarren- oder Klavierbegleitung (so wie im Video)  belassen?“ Ein paar schöne Beispiele dafür wären Mia Aegerter oder Alexa Feser (sie hat auf ihrem Album zum Schluss einige Songs als Piano-Version mit drauf).

Alles in allem ist „Die Einzige“ aber ein gutes Album einer beeindruckenden Sängerin.

ALINA, Konzert im LIDO, Berlin, 24.01.2014
Alina Wichmann, Konzert im LIDO in Berlin, am 24. Januar 2014 (Photo: Christian Behring)

Deshalb sollte man sich auch nicht einen der raren Live-Auftritte von ALINA entgehen lassen:

03.11. Berlin, Lido
05.11. Hamburg, Gruenspan
07.11. München, Ampere
09.11. Köln, YUCA

Quelle: UNIVERSAL Music / polydor / Alina Wichmann

© Christian Behring